Behavioristische Lerntheorie
Diese Lerntheorie wird auch als verhaltenswissenschaftliche Lerntheorie bezeichnet. Der aus dem Englischen stammende Begriff Behaviorismus wird in der Fachliteratur häufiger verwendet und daher auch auf dieser Seite genutzt.
Das behavioristische Rahmenkonzept, welches auf der behavioristischen Lerntheorie von John Watson (1913) basiert, beschreibt das Lernen am Erfolg. Danach wird durch nachfolgende Konsequenzen des Handelns in hervorgerufenen Situationen, dem Lernenden gezeigt, welche Tat welches Resultat zur Folge hat. Dadurch prägt der Lernende sich richtige Handlungsweisen ein. Zusätzlich kann das Lernen durch Belohnung und Bestrafung unterstützt werden (Watson, 1913). Watsons Theorie ist durch ein Experiment von Edward Lee Thorndike (1898) gestützt. Thorndike sperrte Hauskatzen in eine Box, die sie nur verlassen konnten, wenn sie den Öffnungsmechanismus auslösten. Beispielsweise war dies eine Schlaufe eines Seiles, welches sie herab ziehen mussten. Thorndike legte Lernkurven an, und zeigte so, dass die gleichen Katzen denselben Öffnungsmechanismus immer schneller durchführen konnten. Es konnte damit nachgewiesen werden, dass die Katzen an erfolgreichen Versuchen lernten. Als zusätzliche Belohnung war vor der Box Futter für die Katze zu finden (Thorndike, 1898). Damit wurde, wie beim pawlowschen Hundeexperiment (1905) , die Belohnung mit der Tat assoziiert.
Auch der Mensch lernt über den Erfolg. Erfolgreiches Verhalten wird in vielen Situationen zum Gewohnheitsverhalten. Der Versuch den schnellsten Weg zum Arbeitsplatz zu finden ist dafür ein Beispiel. Durch den Erfolg bzw. Misserfolg wird die neu probierte Strecke genutzt oder nicht. Bei Thorndike wurde ausschließlich durch Versuch und Irrtum der Erfolg erzielt. Der nächste Schritt im behavioristischen Lernen ist die Steuerung des Verhaltens in die gewünschte Richtung. Burrhus F. Skinner versuchte 1953, das Verhalten kontrolliert zu lenken. Dazu machte er Tierexperimente, die ein gewünschtes Verhalten als eine Kette von gelernten Taten gliedert. Nach dem Lernen eines Verhaltenselements der Verhaltenskette wurde sukzessive eine weitere Operation angehangen. Jedes einzelne Verhaltenselement wurde mit Verstärkungen, wie Futter und Umgebungsreizen konditioniert. Wichtig ist dabei, dass die Verstärkung sofort nach Ausführung geschieht. Durch Skinners sogenanntes operantes Konditionieren war es beispielsweise einer Taube möglich, eine Melodie auf dem Klavier zu spielen. Skinner erschuf dadurch das programmierte Lernen, was auch Menschen das Erlernen komplexer Verhaltensweisen ermöglicht (Skinner, 1953, S. 62ff). Zum Beispiel kann dadurch ein Arbeiter den Ablauf einer komplexen Fertigungsmaschine Schritt für Schritt erlernen. Wichtig dabei ist die genaue Beschreibung und Zerlegung der einzelnen Operationen in Teilschritte und das sofortige Verwenden der Verstärkungen. Verstärkungen sollten immer positiv sein, da wenn diese negativ sind, ein negatives emotionales Wirken im Gehirn verankert wird. Skinners Forschungen wurden für die schulische und berufliche Ausbildung genutzt. In linearen Lernprogrammen wurde das programmierte Lernen gefördert. Dieses Lernen wurde auf elektromechanischen Maschinen durchgeführt, die verschiedene Farben auf einem Bildschirm darstellen konnten.
Mit der Einführung des Computers, in den 1960er und 1970er, wurde das programmierte Lernen durch den computergestützten Unterricht ersetzt. Dabei wurden u. a. nach Lee J. Cronbach (1975) erste Ansätze des individuellen Lernens eingesetzt. Es wurden u. a. die Vorkenntnisse und Fähigkeiten des Lernenden in das Lernprogramm einbezogen. Das individuelle Lernen ist dabei spezifisch auf den Lernenden ausgerichtet (Cronbach, 1975). Allerdings ist eine Umsetzung in Kursen nur teilweise realisierbar, da die Kursteilnehmer unterschiedliche Vorkenntnisse und Fähigkeiten besitzen. Vorwissen, beispielsweise durch vorhergehende Kurse, kann vorausgesetzt werden.