Medienkompetenz

Zu den Grundfertigkeiten, die den Lernenden vermittelt werden müssen, gehört auch die Fertigkeit, mit den modernen Medien angemessen umzugehen. Die damit zusammenhängenden Fähigkeiten werden unter dem Begriff der Medienkompetenz zusammengefasst (Gross, Hugger, & Sander, 2008, S. 93). Der technische Fortschritt hatte schon immer auch Einfluss auf die Pädagogik. Neue Technologien und Medien haben die Welt in den vergangenen Jahren verändert. Besonders durch das Internet hat sich der Zugriff vieler auf Wissen und Daten verbessert. Die Qualität, des im Internet verbreiteten, Wissens ist teilweise durchaus kritisch zu beurteilen. Beispielsweise entstehen im beliebten Online-Nachschlagewerk Wikipedia immer wieder Manipulationen der Daten . Der Umgang mit Quellen aus dem Internet, sowie deren kritische Bewertung und Einordnung ist unverzichtbarer Bestandteil dessen, was unter dem Begriff der Medienkompetenz zusammengefasst, unbedingt im Rahmen der Medienerziehung vermittelt werden sollte.

Da in der Gegenwart Menschen derart selbstverständlich im Umfeld und unter dem auch sozialisierenden Einfluss Neuer Medien leben, ist verständlich, dass neue Formen des Lernens notwendig werden. Dabei werden traditionelle Formen nicht gänzlich abgeschafft, sondern ergänzt. Mit den tatsächlichen Erwartungen der Lernenden an die Nutzung Neuer Medien befasst sich Friedrich W. Hesse (Hesse, 2004). Hesse stellt fest, dass die Vorstellungen über den Einsatz Neuer Medien ausschließlich eine bessere anschaulichere Aufbereitung klassischer Lerninhalte beinhalten. Die Lernenden nehmen eine höhere Motivation und bessere Anschaulichkeit des über Neue Medien dargebotenen Stoffes an. Gegen die Vorstellungen der Lernenden spricht die Untersuchung von Dušan Krnel und Barbara Bajd. Krnel und Bajd kamen zu dem Ergebnis, dass die Verwendung von elektronisch aufbereiteten Lernmaterialien keineswegs automatisch höhere Anschaulichkeit, höhere Effizienz oder bessere Lernergebnisse mit sich führt. In ihren Studien entdeckten sie, dass traditioneller Unterricht, demjenigen mit E-Materialien oftmals überlegen ist. Bessere Ergebnisse zeigte das E-Learning aber in sehr spezialisierten Bereichen. Nach den Untersuchungen sind allgemeine Themengebiete klassisch besser zu unterrichten und spezielle, wie das eBay-spezifische Wissen durch die Nutzung moderner Medien. Ein unterstützender Lernprozess, der beide Bestandteile beinhaltet, ist optimal. Auch bezüglich der erwarteten höheren Lernmotivation kommen Krnel und Bajd zu einem mittelmäßigen Ergebnis. Es ist anfänglich, durchaus eine grundsätzlich höhere Motivation zur Auseinandersetzung mit Lerninhalten zu erkennen. Jedoch beruht dies auf der Tatsache, dass Inhalte den Nutzern in vertrauter Umgebung dargeboten werden. Die höhere Motivation dem Lernprozess nutzbar zu machen ist schwieriger (Bajd & Krnel, 2009, S. 98ff).

Friedrich Hesse benennt in diesem Zusammenhang zwei kritische Schnittstellen, an denen es misslingen kann, die zunächst vorhandene höhere Motivation aufrecht zu erhalten und auch für ein gutes Lernergebnis nutzbar zu machen (Hesse, 2004, S. 37). Die erste Schnittstelle ist diejenige zwischen Lernumgebung und Nutzer. Um den Lernenden dazu zu bringen, die dargebotenen Möglichkeiten überhaupt zu nutzen, ist eine angemessen gestaltete Lernumgebung zwingend notwendig. Oftmals führen unübersichtliche Lernumgebungen durch ein Übermaß an Möglichkeiten zu einer deutlichen Minderung der Motivation. Andererseits können zu spielerische Lernplattformen die Motivation erhalten, aber in eine unerwünschte Richtung leiten (Bajd & Krnel, 2009, S. 98). Nach Hesse liegt in diesem Fall eine Störung an der zweiten Schnittstelle, derjenigen zwischen Lernenden und Lernergebnis, vor.
Die Entwicklung geeigneter Lernsoftware stellt eine Herausforderung dar. Grundsätzlich ist es erforderlich, dass sie die Vorteile, die die Neuen Medien bieten hinsichtlich Visualisierung, Simulation, Hypermedia und intelligentem Tutorial ausschöpft, um so die Vorteile gegenüber klassischem Lernen auszuspielen (Hesse, 2004, S. 36).

Jens Drummer stellt vier Forderungen auf, die erfolgreiche elektronische Lernsysteme erfüllen sollten (Drummer, 2009, S. 152ff):

  • Sie müssen über Mechanismen zur individuellen, an den jeweiligen Lernenden und dessen Bedürfnisse sich anpassenden, Lernwegsteuerung verfügen.
  • Kommunikationswerkzeuge, die einen vielfältigen Austausch zwischen Lernenden und Lehrenden einerseits, andererseits auch zwischen den Lernenden untereinander bieten, sollten vorhanden sein.
  • Werkzeuge, die Koordination und Kooperation der Lernenden ermöglichen und fördern sind erforderlich.
  • Werkzeuge zum Monitoring, die dem Lehrenden ermöglichen, die Lernenden in ihrem Vorankommen zu beobachten und so bedarfsgerecht einzugreifen, sollten in die Lernsysteme integriert sein.